Das Programm „Partner der Nationalen Naturlandschaften“ wird von der Dachorganisation Nationale Naturlandschaften e.V. verwaltet. Das sind lokale Netzwerke von Tourismusanbietern und regionalen Unternehmen in Nationalparks, Biosphärenreservaten und Naturparks in Deutschland. Die Partner fungieren als serviceorientierte Botschafter ihres Schutzgebietes und unterstützen die Ziele und die Verwaltung dieser Regionen und sind Vorreiter für einen nachhaltigen, naturverträglichen und klimafreundlichen Tourismus und Regionalentwicklung.
Nationalparks und andere große Schutzgebiete werden als Urlaubsziele immer attraktiver, insbesondere für Naturliebhaber. Die Nachfrage nach nachhaltigen Reisemöglichkeiten steigt ebenfalls, und um die negativen Auswirkungen von Besuchern auf die empfindliche und wertvolle natürliche Umwelt zu minimieren, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Tourismus- und Naturschutzorganisationen nicht nur notwendig, sondern auch für beide Seiten von Vorteil. Das Partnerschaftsprogramm ist ein Zertifizierungssystem mit klaren Zielen und Regeln, das einen Rahmen und eine Struktur bietet, die auf eine Vielzahl von Tourismusanbietern und regionalen Unternehmen angewendet werden kann. Derzeit gibt es in Deutschland 30 solcher NNL-Regionalpartnerschaftsprogramme mit insgesamt über 1400 Partnern.
Das Partnerschaftsprogramm fördert die Zusammenarbeit zwischen Tourismusunternehmen, Naturschutzorganisationen und der Verwaltungsorganisation des Schutzgebiets. Ziel des Programms ist es, ein Netzwerk von Unternehmen zu schaffen, die als Vorbilder für die regionale Entwicklung und den Naturschutztourismus fungieren und die Besucher und Besucherinnen für die Bedeutung des Schutzgebiets sensibilisieren und dafür sorgen, dass sie sich den Schutzgebieten gegenüber respektvoll verhalten. Die Partner unterstützen die Ziele und Maßnahmen der Schutzgebiete und tragen damit wesentlich zur politischen Akzeptanz auf regionaler Ebene bei. In vielen Fällen übernehmen die Partner Aktivitäten in den Bereichen Bildung, Information und Monitoring, um die Verwaltung der Schutzgebiete zu unterstützen und die Qualitätsstandards zu verbessern. Gleichzeitig fördern die Partnerprogramme eine nachhaltige regionale Entwicklung, indem sie lokale Unternehmen dabei unterstützen, ihre Nachhaltigkeitsbemühungen zu verbessern und als gute Beispiele zu dienen, die andere in der Region inspirieren.
Die Partner arbeiten in der Region des jeweiligen Schutzgebietes und haben direkten Kontakt zu ihren Kundinnen und Kunden bzw. Gästen. Die meisten kommen aus dem klassischen Gastgewerbe, d. h. aus Hotels und Restaurants. Darüber hinaus sind viele Naturerlebnisanbieter, Bildungs- und Informationseinrichtungen, Produzenten und Anbieter regionaler Produkte, aber auch Kommunen, Verkehrsunternehmen, Reiseveranstalter oder Kunst- und Kultureinrichtungen im Netzwerk vertreten.
Zur Qualitätssicherung wurden für die Partnerinitiativen einheitliche nationale Mindestkriterien festgelegt: Das Netzwerk sollte von einem eigenen Ausschuss, einer Lenkungsgruppe oder einem Vergaberat unter Beteiligung der Partner und der Verwaltung geleitet werden. Die Rechte und Pflichten der Partner und die Verwaltung des Schutzgebiets müssen in Verträgen schriftlich festgehalten werden. Die Verträge mit den Partnern sollten nach spätestens drei Jahren überprüft werden. Um eine einheitliche Außendarstellung zu gewährleisten, sollte das Corporate Design der Nationalen Naturlandschaften verwendet werden.
Für die teilnehmenden Unternehmen sind die Identifikation mit ihrem Nationalpark, Biosphärenreservat oder Naturpark und die Motivation, sich für das Schutzgebiet zu engagieren, unabdingbare Voraussetzungen. Außerdem wird ein nachhaltiges Management erwartet; die Unternehmen müssen nachweisen, dass sie umweltfreundlich arbeiten und mit der regionalen Identität in Einklang stehen. Darüber hinaus sind eine hohe Qualität der Angebote, ein hervorragender Service und die Bereitschaft, Informationen zur Verfügung zu stellen, die Mindestkriterien. Die Partnerunternehmen müssen in der Lage sein, ihre Gäste, Kunden und Kundinnen über den geschützten Bereich sowie über die anderen Mitglieder des Netzwerks zu informieren. Um sicherzustellen, dass die Informationen zuverlässig und aktuell sind, sollten sie regelmäßig an Schulungen und Informationsveranstaltungen teilnehmen.
Diese Mindestkriterien wurden erstmals 2008 in einem vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) geförderten Projekt erarbeitet und 2016 aktualisiert. Die Mindestkriterien werden in regelmäßigen Abständen überprüft und aktualisiert. Sie bilden die Grundlage und sollen helfen, die Partnerinitiativen der Nationalen Naturlandschaften bundesweit zu etablieren – als bekannte, erfolgreiche und glaubwürdige Marke. Da es in vielen Schutzgebieten sehr spezielle Bedingungen und Anforderungen gibt, können diese auch in den Antragsunterlagen berücksichtigt werden. In einigen Fällen werden weitere Zertifikate oder Etiketten verwendet. In einigen Schutzgebieten werden die ausgefüllten Antragsunterlagen mit fachkundiger externer Unterstützung geprüft und bewertet.
Beide Seiten profitieren von der Partnerschaft. Der besondere Vorteil für die Schutzgebiete ist, dass die Partner als Multiplikatoren wirken. Sie können mehr Menschen mit Informations- und Naturerlebnisangeboten erreichen und so ein besseres Verständnis für Naturschutzmaßnahmen erreichen. Das bedeutet mehr Schutz für die Natur und gleichzeitig mehr Naturerlebnisse für die Menschen. Darüber hinaus wird durch die Zusammenarbeit mit der regionalen Wirtschaft die Akzeptanz in der Bevölkerung erhöht. Die teilnehmenden Unternehmen nutzen die Partnerauszeichnung für ihr eigenes Branding und für Marketingzwecke. Dafür dürfen sie das offizielle Signet verwenden und erhalten von den Schutzgebietsverwaltungen Unterstützung durch Websites, Schulungen und zahlreiche Informations- und Marketingmaterialien.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Partnerschaft ist das Netzwerkkonzept. Partner aus verschiedenen Bereichen arbeiten gemeinsam für ihr Schutzgebiet, lernen gemeinsam und können gemeinsam neue, attraktive Angebote entwickeln. Regelmäßige landesweite Partnertreffen (so genannte Dialogforen) ermöglichen den Austausch über die Grenzen des Schutzgebietes hinaus. Diesem Zweck dient auch der bundesweite Newsletter mit Best-Practice-Beispielen für die Partner, den die Geschäftsstelle des Nationale Naturlandschaften e.V. viermal im Jahr herausgibt.
Die Partnerinitiativen in den Nationalen Naturlandschaften sind ein gutes Instrument für eine konstruktive, gewinnbringende Zusammenarbeit zwischen Naturschutz, Tourismus und regionaler Wirtschaft. Schutzgebiete können mit vergleichsweise geringen Mitteln klein anfangen und ein Partnerprojekt mit einigen engagierten Unternehmen auf die Beine stellen. Die landesweite Zusammenarbeit ist vorbildlich und fördert die Vernetzung der Schutzgebiete untereinander. Dennoch gibt es nach wie vor Herausforderungen bei der Bewertung von Qualitätsstandards, der Überprüfung von Anträgen und dem Spannungsverhältnis zwischen dem Ausbau des Programms und der Bewältigung der steigenden Nachfrage.
Einige Beispiele, die das Spektrum der Partner veranschaulichen:
Nationalpark Wattenmeer: Waddensea.Travel (Reiseveranstalter, Veranstaltungen und Shop)
Biosphärengebiet Schwäbische Alb: Mobiles Biosphären-Informationsmobil des NABU
https://baden-wuerttemberg.nabu.de/umwelt-und-leben/natur-erleben/nabu-mobil/
Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin: Solarbetriebenes Boot für Bürgerwissenschaft
Nationalpark Hainich: Baumkronenpfad
https://www.nationalpark-hainich.de/en/places-to-go/canopy-walk.html
Nationalpark Hunsrück-Hochwald:
UNESCO-Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe:
https://www.kenners-landlust.de/
Nationalpark Bayersicher Wald:
Biosphärenreservat Spreewald:
https://www.bootsverleih-richter.de/
Biosphärenreservat Thüringer Wald:
Die Art und Weise, wie sich die 1400 verschiedenen Partner für die verschiedenen Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) engagieren, ist sehr unterschiedlich. Auch die Kriterien für eine Partnerschaft unterscheiden sich von einem Schutzgebiet zum anderen. Indem wir voneinander lernen, was oder wer am besten funktioniert, könnten die Qualitätsstandards der Partnerprogramme insgesamt verbessert werden. Partner, die direkte politische, pädagogische oder auch finanzielle Unterstützung für das Management und die Steigerung der Qualität oder Größe des Nationalparks oder Biosphärenreservats bieten, könnten stärker in den Mittelpunkt gerückt werden.
Das Modell ist gut geeignet, um in anderen Ländern übernommen zu werden. In Dänemark und Norwegen sind ähnliche Programme bereits angelaufen, und es gibt viel, was man von den anderen lernen kann. In Deutschland wird es von einem Mitarbeiter in der Geschäftsstelle des Vereins Nationale Naturlandschaften e.V. koordiniert, sowie von lokalen Führungskräften in jedem Schutzgebiet. Es erfordert einen geringen finanziellen Aufwand und kann dann weitgehend selbsttragend betrieben werden.
Die Partner sind von der Pandemie schwer betroffen, wie die gesamte Tourismusbranche weltweit. In dieser Zeit wurde der Wert der Zugehörigkeit zum Netzwerk noch deutlicher, da sie sich über ihre Sorgen austauschen und sich gegenseitig auf persönlicher Ebene unterstützen konnten. In dieser Zeit wurde der Wert der Zugehörigkeit zum Netzwerk noch deutlicher, da sie sich über ihre Sorgen austauschen und sich gegenseitig auf persönlicher Ebene unterstützen konnten.
Die PROWAD LINK-Videos zeigen, wie sich die Partner aus der Wattenmeerregion an die COVID-Situation angepasst haben:
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