Die Schutzstation Wattenmeer wurde 1962 gegründet. Sie war damals die erste NGO in der Wattenmeer-Region, die den traditionellen Naturschutzgedanken mit touristischen Führungen und Bildungsarbeit zum Wert des international bedeutsamen Wattenmeeres und anderer natürlicher Besonderheiten des schleswig-holsteinischen Wattenmeeres verband. Heute ist die Schutzstation eine führende NGO im Wattenmeer mit mehr als 8.000 öffentlichen Veranstaltungen im Jahr und mehr als 350.000 Besuchern, die jedes Jahr zu den Veranstaltungen, lehrreichen Exkursionen, Ausstellungen und anderen Aktivitäten anreisen. Die Tatsache, dass über die Jahre Millionen von Besuchern des Wattenmeers über die Werte und Notwendigkeit von Schutzgebieten in der Region aufgeklärt wurden, hat sicherlich gravierend zur Schaffung des Nationalparks und der Annerkennung des Weltnaturschutzerbe-Status‘ beigetragen. Die NGO verknüpft Tourismus und Naturschutz und ist damit selbst ein klares LT&C-Beispiel innerhalb des LT&C-Beispiels Internationales Wattenmeer (NL/D/DK).
Das Internationale Wattenmeer in den Niederlanden, Deutschland und Dänemark ist das größte, zusammenhängende System von Sand- und Wattflächen in der Welt, dessen natürliche Prozesse im größten Teil des Gebiets ungestört ablaufen können. Das Gebiet umschließt eine Vielzahl von Übergangszonen zwischen Land, Meer und Süßwasserregionen. Es ist reich an Arten, die besondere Anpassungen an die anspruchsvolle Umwelt haben. Es wird als eins der wichtigsten Gebiete für Zugvögel in der ganzen Welt betrachtet, insbesondere für arktische Küsten- und Wasservögel, die entlang des ‚East Atlantic Flyway‘ ziehen. Es können bis zu 6.1 Millionen Vögel dort gleichzeitig gesichtet werden, und 10 bis 12 Millionen Vögel ziehen dort jedes Jahr vorbei.
Dass heute das gesamte Wattenmeer durch Nationalparks, andere Schutzgebietsformen und sogar als UNESCO Weltnaturerbe geschützt ist, hat viel mit der über viele Jahre geleisteten pädagogischen und politischen Arbeit der Schutzstation Wattenmeer in Schleswig-Holstein zu tun. Seit 1962 hat die Organisation Lobbyarbeit für den Schutz von bedeutenden Teilen des Nordfriesischen Wattenmeeres betrieben, indem sie schon gleich am Anfang ein ‚Großreservat Halligmeer‘ propagierte. Und seit 1972 bezog die Organisation Touristen in die Kampagne für einen Nationalpark mit ein. Dieses Ziel wurde schließlich 1985 mit der Schaffung des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer erreicht. Diese Erfolgsgeschichte hatte viel mit der Kooperation von verschiedenen NGOs in der “Aktionsgemeinschaft Nordseewatten” (AGN) gegen die letzten Eindeichungen des Wattenmeers in Schleswig-Holstein zu tun. Die Schutzstation spielte eine wichtige Rolle im politischen Kampf der AGN. Und die langjährige Bildungsarbeit, bei der Millionen von Touristen über den globalen Wert des Feuchtgebiets mit seinen Wattflächen und Salzwiesen unterrichtet wurden, hat den Grundstein für den historischen Paradigmenwechsel gelegt, das Wattenmeer nicht mehr als potenzielles Ackerland, sondern als eines der wichtigsten Naturregionen in Europa anzusehen, das den höchsten Schutzstatus verdient.
Heute setzt die Schutzstation Wattenmeer mit ihren 17 Informations- und Bildungszentren den positiven naturschutzfachlichen Einfluss des Tourismus auf die weitere Entwicklung des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer fort und verstärkt ihn. Mit seinen haupt- und ehrenamtlichen Rangern, zusammen mehr als 100 hochmotivierte Menschen, ist es offiziell von der Nationalparkverwaltung mit verschiedenen Monitoring- und Schutzaufgaben beauftragt. Da das Einkommen der Schutzstation größtenteils von Touristen aufgebracht wird, ist es auch ein LT&C-Beispiel dafür, wie Tourismus Naturschutzarbeit finanziell unterstützt.
Daher ist die Schutzstation Wattenmeer ein herausragendes LT&C-Beispiel, bei dem der Tourismus die Errichtung des Schleswig-Holsteiner Wattenmeer-Nationalparks finanziell, politisch und vor allem durch Bildung unterstützt hat. Und auch heute wird die weitere Entwicklung des Wattenmeer-Schutzes wesentlich durch die pädagogische und politische Arbeit der Schutzstation bzw. die finanzielle Unterstützung durch Tourismus gefördert.
Die Schutstation Wattenmeer hat großes Potenzial, die positiven Auswirkungen des Tourismus durch ihre Arbeit und in Kooperation mit anderen Organisationen und Institutionen auf das gesamte internationale Wattenmeer auszudehnen. Die Strategie für „Nachhaltigen Tourismus im Weltnaturerbe Wattenmeer“ könnte als gemeinsamer Rahmen für eine solche Entwicklung dienen. Ein klarerer Bezug zu den Sustainable Development Goals (SDGs) und eigene Beispiele zur Unterstützung von SDG-Zielen durch die Gestaltung und Arbeit der Bildungszentren werden ein weiterer Weg sein, um mehr internationale Reichweite und Wirkung zu erzielen. Die direkte Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen im Bereich Naturschutz und nachhaltigem Tourismus – wie LT&C – könnte dazu führen, dass das regionale Beispiel noch mehr zu den globalen Zielen beiträgt.
Viele Initiativen auf der Welt zur Schaffung oder Weiterentwicklung von Schutzgebieten stehen heute vor ähnlichen Herausforderungen wie die Schutzstation Wattenmeer vor 50 Jahren. Die Kombination von Naturschutz und Tourismus kann eine Lösung und eine erfolgreiche Strategie sein, die in vielen Fällen das Potenzial hat, Win-Win-Ergebnisse zu erzielen. Es ist wichtig, ein Gleichgewicht zu finden und zu halten, um „Overtourism“ mit all seinen negativen Auswirkungen auf die Umwelt zu vermeiden, aber positive zu bewirken. Dies ist möglich, indem Naturschutz-fördernde Formen des Tourismus weiter vorangebracht werden.
Der Schutzstation ist sehr daran gelegen, anderen NGOs und Tourismusunternehmen dabei zu helfen, Naturschutz, Interessen der lokalen Bevölkerung und des Tourismus miteinander zu verbinden.
In den letzten Jahren haben verschiedene Aktöre und Institutionen Partnerschaften und Austausch mit anderen Regionen der Welt, wo es ausgedehnte Wattflächen gibt, aufgebaut, die für arktische Watvögel international wichtig sind. Das Gelbe Meer von China und Korea sowie der Banc d’Arguin Nationalpark in Mauretanien sind Beispiele dafür. Viele Erfahrungen aus dem Wattenmeer könnten wahrscheinlich ins Gelbe Meer „exportiert“ werden, wenn es darum geht, dort auch den Weltnaturerbe-Status zu erlangen. Auch entlang des East Atlantic Flyway der Küstenvögel könnte eine stärkere Zusammenarbeit und ein Erfahrungsaustausch mit anderen wichtigen Gezeitengebieten, wie denen an der afrikanischen Westküste, erreicht werden.
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